Blau-süße Liebe

Das Leben schreibt die besten Geschichten, sagt man. Christina Badenhop, die das Blaubeerland in Grethem leitet, ist dafür ein tolles Beispiel. 1994 stieg sie quasi von einem Tag auf den anderen in das Geschäft des Blaubeeranbaus ein und hat es bis heute nicht bereut. Und das kam so: Heutzutage kommen Blaubeeren aus der ganzen Welt, der Ursprung des kulturellen Anbaus liegt aber in den USA und in Deutschland. Hier beschäftigte sich ein gewisser Dr. Wilhelm Heermann vor rund 100 Jahren erstmals mit diesem Thema – zunächst als Uniprofessor und später als Chef seines eigenen Unternehmens. Bis in die 1970er züchtete und erntete er Blaubeeren, bevor er das Unternehmen an seinen Sohn Dietrich und dessen Familie übergab. Doch die träumte eher von kanadischer Wildnis mit Bären als von Beeren in der Lüneburger Heide – und an dieser Stelle kamen die Badenhops ins Spiel. Die Schwiegereltern von Christina Badenhop waren mit den Heermanns befreundet. Als deren Umzug Richtung Nordamerika näher rückte, probierte Christina Badenhop zum ersten Mal überhaupt Blaubeeren – und aß gleich den ganzen Korb. „Das war so unglaublich lecker! Ich war mir sicher, dass das ein Produkt ist, das ich gern verkaufen möchte“, erinnert sie sich. So übernahmen die Badenhops das Blaubeerland.

Zeit zum Wachsen Vom Anpflanzen des Strauchs bis zur ersten Beere vergehen rund drei Jahre – erst nach sechs Jahren erreicht man den Vollertrag. Als Blaubeerbauer braucht man also einen langen Atem. Dafür werden die Pflanzen aber ziemlich alt. „Das unterscheidet sich natürlich je nach Sorte, manche sind robuster als andere. Wir haben hier noch Sträucher, die unser Vorgänger gepflanzt hat“, so die Beerenexpertin. Von Ende Juni bis zum Ende des Sommers ist es voll auf dem Gelände des Blaubeerlandes, das zu einer Erzeugergemeinschaft von sechs Blaubeerbauern gehört – alle in Niedersachsen ansässig. Zur Erntesaison kommen bis zu 250 Helfer nach Grethem. Jeweils zu zweit geht es dann in einen bestimmten Abschnitt der Plantage, um die süßen Früchte von den rund 1,50 Meter hohen Sträuchern zu ernten. Die liegen meist in Waldesnähe, denn die Pflanze mag sauren, unkultivierten Boden. Zwar sind die Sträucher eingezäunt, um sie vor Tieren zu schützen, aber für Insekten sind die Anlagen ein kleines Paradies. Bis zu drei Mal wiederholen die Helfer den Gang durch die Reihen zu unterschiedlichen Zeiten, dann erst sind die Beeren vollständig vom Strauch gepflückt. „Die Erntezeit ist immer besonders stimmungsvoll“, schwärmt die Senior-Chefin. „Beim Gang durch die Beeren wird viel gesungen, geredet und gelacht. Viele unserer Helfer- und Helferinnen kommen jedes Jahr wieder. Sogar einige Paare haben sich hier kennengelernt, manche davon sind jetzt verheiratet!“ Sind die blauen Früchtchen gepflückt, werden sie von der Sammelstelle zum Sortieren auf das Betriebsgelände gebracht und nach Klassen getrennt. Und woran erkennt man gute Qualität? „Das sind große, feste Früchte, die den sogenannten ‚Dunst‘, diesen hellen Belag, haben“, antwortet Christina Badenhop. „Das sind dann auch die Beeren, die unter der Marke Goldmarie in die Märkte kommen. Sie werden bei uns verpackt, gewogen und dann bis zur Abholung gekühlt.“

Beeren aus Niedersachsen
Die Beliebtheit der Beere hat im Verlauf der letzten 20 Jahre stark zugenommen. Heute erhält man sie fast ganzjährig. Doch nur während der Sommermonate kommt sie aus Niedersachsen. In den letzten zehn Jahren haben sich die Erntemengen des Blaubeerlandes fast verdreifacht. Zwar sind die Ländereien in den letzten Jahren gewachsen, allerdings gibt es in Deutschland nicht unbegrenzt geeignete Flächen, sodass der Anbau von ertragreichen Sorten immer wichtiger wird.

Dass die süßen Beeren pur oder im Joghurt köstlich sind, wissen wir. Doch was sollten Blaubeerfans unbedingt mal probieren? „In unserem eigenen Hofcafé läuft der Blaubeer-Streusel- kuchen am besten. Was ich persönlich nur empfehlen kann, ist ein grüner Salat, z. B. Rucola, mit Blaubeeren und Käse“, verrät uns Christina Badenhop zum Schluss. „Die Kombination von süß und würzig wird Sie überzeugen!“ Gesagt, getan – wir packen reichlich Goldmarie Blaubeeren ein und unser Abendbrot ist gesichert.