Spargel vom Profi!

Es ist Ende März, als wir Berthold Niehaus – wenn auch nur digital – treffen und er uns per Videokonferenz mitnimmt auf seine Spargelfelder. Hier wird gerade geerntet. Sie haben richtig gehört: Spargel aus unserer Region gibt es mittlerweile ab März. „Durch frühe Sorten und die Folienabdeckungen sind wir schon seit einigen Jahren in der Lage, Spargel früher im Jahr zu ernten. Unsere Saison geht circa vom 20. März bis zum 24. Juni,“ erklärt uns der Chef des Betriebes Niehaus Ehren, der die etwa 100 Hektar Spargelfelder in der Nähe von Cloppenburg mit zehn Festangestellten und bis zu 100 Erntehelfern bewirtschaftet – die ihn teilweise schon seit 25 Jahren unterstützen.

Gelernt hat er das Handwerk von Kindesbeinen an. Auf dem elterlichen Hof wurde schon seit 1968 Spargel angebaut. Der heute 56-Jährige stieg nach einigen Jahren Ausbildung in anderen Betrieben in den 1990ern ein und übernahm schließlich den Hof. Bereut hat er den Schritt nie, er ist lieber in Bewegung, als am Schreibtisch zu sitzen. Die jahrzehntelange Erfahrung im Spargelanbau spürt man im Gespräch mit dem dreifachen Familienvater an jeder Stelle. Aber der Reihe nach:

Spargel ist handarbeit 
Spargel liebt sandigen, leichten Boden, Frost und viel Wind hingegen zählen nicht zu seinen Freunden.

Rund um den Hof in Ehren werden die Spargelpflanzen im Frühjahr in die Erde gebracht und sind im darauffolgenden Jahr soweit, dass man eine kleine Menge ernten kann. Ab dem dritten Jahr erreichen die Pflanzen den „Vollertrag“ und nach etwa zehn Jahren endet die Kulturdauer. Rund vier Wochen vor der eigentlichen Ernte – die je nach Sorte variiert – werden rund um die Pflanzen die Erdwälle aufgehäuft oder wie es in der Fachsprache heißt „angehäufelt“ und die Folien darübergezogen. „Mit Folien arbeitet man im Spargelanbau schon seit den 1980er-Jahren. Mittlerweile sind sie aber so beschaffen, dass sie den gesamten Lebenszyklus einer Pflanze halten, also über zehn Jahre hinweg wiederverwendet werden können“, erklärt der Spargelbauer.

Unter der Folie wächst und gedeiht der weiße Spargel dann aufs Beste, denn er benötigt etwa 10 Grad Bodentemperatur. Bricht die Erde rund um die Pflanze langsam auf, wird geerntet und zwar bei jedem Wetter. Die Erntehelfer gehen täglich acht Stunden die Spargelreihen ab und schauen unter die sich automatisch hebende Folie. Für die eigentliche Ernte wird direkt neben dem reifen Spargel mit der Hand ein Loch gegraben, um ihn dann mit einem speziellen Messer auf einer Tiefe von 27–30 Zentimeter zu stechen. Jede Stange wird einzeln in eine dafür vorgesehene Kiste gelegt. Beim Spargelanbau sowie der -ernte ist also jede Menge Handarbeit gefragt. „Wichtig ist, dass man nach der Ernte der Stange das Loch richtig verschließt, ansonsten wächst der nachfolgende Spargel krumm, denn die Pflanzen suchen immer den schnellsten Weg Richtung Licht", so Berthold Niehaus, der seinen weißen Spargel am liebsten mit frischen Kartoffeln und Schinken isst. 

Jede volle Kiste Spargel kommt anschließend sofort ins Lager – denn das Gemüse mag auch keine pralle Sonne – und wird hier automatisch von einer Sortiermaschine, je nach Größe und Dicke, in verschiedene Kisten gepackt und dann ins Kühllager gebracht. Jeweils am nächsten Tag wird die Ware des Vortages vom Gemüsevermarkter Elo abgeholt und weitertransportiert, sodass von der Ernte bis zur Anlieferung im Markt bestenfalls nur 48 Stunden vergehen. Der Anbau sowie die Ernte von grünem Spargel laufen übrigens ganz anders ab. Hier benötigt man keine Erdwälle. „Den grünen Spargel schneidet man mit einem Spezialmesser für Grünspargel auf der gewünschten Länge ab. Dann wird auch er zum Sortieren und Kühlen ins Lager gebracht“, erläutert uns der Spargelprofi und gibt uns noch den Tipp, diesen unbedingt einmal „vom Grill“ zu probieren.